7. SONNTAG in der Osterzeit
Joh 17,1-11
Jesus betet. Er wendet sich Gott zu, vertraut ihm seine innigsten Wünsche an. An der Art, wie Jesus zu Gott spricht, spüren wir seine innere, intensive Beziehung zu Gott, in der er seine tiefste Sehnsucht, seine Herzenswünsche ausspricht. Und was sind seine Herzenswünsche?
Aus seinen heutigen Worten können wir heraushören:
- Jesus wollte zeigen, wer Gott ist - die Liebe Gottes als Vater zu uns, seinen Kindern, sichtbar machen.
Das hat Jesus jedes Mal dort gemacht, wo er Menschen aus ihren Notsituationen befreit hat: aus ihrer Krankheit, Blindheit, Schuld, dort wo sie von anderen an den Rand geschoben wurden.
- Er wollte Menschen „ewiges Leben“ schenken.
„Ewig“ ist hier kein Zeitbegriff, als Gegenpol zu „zeitlich“. Alles, was mit Zeit zu tun hat, ist vergänglich, hört auf: Es kommt und vergeht wieder. Wir möchten aber etwas Standhaftes, Nicht-Vergehendes, Unvergängliches, nicht Aufhörendes, alle Sehnsucht Erfüllendes. Es geht hier um ein Leben mit einer anderen Qualität, die nachhaltig, einschneidend, dauerhaft ist.
Und Jesus meint nun: Das finden wir in einer niemals endenden Gemeinschaft mit Gott und mit ihm. Es geht hier auch nicht nur um ein Leben nach dem Tod, sondern um das jetzige Leben, das in der Verbundenheit mit Gott eine neue Intensität bekommt, ein nachhaltig gutes Leben, ein Leben, das ganz wird, „volles Leben”, „vollendetes Leben”. Wahrhaftiges menschliches Leben erreichen wir nur in tiefer Verbundenheit mit Gott. Dann gibt es ein erfülltes, ‚ewiges‘ Leben. Und dazu will Jesus uns führen.
- Und Jesus fügt noch hinzu: Gott, erhalte diejenigen, die an mich glauben, in der Gemeinschaft mit dir... damit sie untereinander so eins werden, wie du, Gott-Vater, und ich eins sind“.
Alle, die an Gott und an Jesus glauben haben dadurch etwas, was sie auch miteinander verbindet. Sie haben etwas gemeinsam, werden dadurch eine Gemeinschaft. Eine Glaubensgemeinschaft, die sich natürlich auch weiterentwickeln und vertiefen kann und soll, indem man immer mehr aufeinander zugeht, miteinander vertraut wird, Zeit miteinander verbringt, sich gemeinsam für die „Sache Jesu und Gottes“, für das „Reich Gottes“ einsetzt. Und die Zielvorstellung von Jesus ist: Christen sollen „untereinander so eins werden, wie du, Gott-Vater, und ich eins sind“. Ein hohes Ideal!
All dies ist das „Herzensanliegen“, das Jesus hier - am Ende seines Lebens - Gott gegenüber ausspricht. Das ist sein tiefster Wunsch.
Heißt Christsein nicht, immer wieder zu versuchen diesen Herzenswunsch von Jesus - sei es auch mangelhaft - zu erfüllen?